07.06.2012

Fast neun Prozent Rendite mit Solarstrom

Die Solaranlage als Kriseninvestment
Mittwoch, 06.06.2012, 17:24 · von FOCUS-Online-Redakteur

Allen Unkenrufen zum Trotz rechnen sich Solaranlagen immer noch. Wer günstig einkauft, kann jährlich 8,8 Prozent Rendite einstreichen. Selbst wenn die Förderung rückwirkend gesenkt werden sollte, bleibt mehr übrig als auf dem Festgeldkonto.
Die anhaltenden Diskussionen um eine Senkung der Einspeisevergütungen für Solarstrom haben die Käufer verunsichert. Installateure berichten von Umsatzeinbrüchen bis zu 50 Prozent im ersten Halbjahr 2012. Noch immer ist unklar, welcher Fördersatz am Ende gelten wird: Die höheren Einspeisesätze, die von der Bundesnetzagentur zum 1. Januar festgelegt wurden, oder die von der Bundesregierung geplante, um bis zu 40 Prozent niedrigere Vergütung, die eigentlich schon zum 1. April eingeführt werden sollte. Diese Neuregelung wurde jedoch im Mai vom Bundesrat vorläufig gestoppt und an den Vermittlungsausschuss verwiesen.

Gemäß Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) bekommen Betreiber von Solaranlagen den Einspeisesatz, der am Tag der Inbetriebnahme gilt, für 20 Jahre garantiert. In der Praxis stellt sich nun die Frage: Welcher Tarif gilt? „Wer jetzt eine Solaranlage installiert, bekommt die neuen Vergütungssätze, die zum 1. April gelten sollten, und erhält im Zweifel später eine Gutschrift“, teilt der Hersteller Schott Solar in Mainz auf Anfrage von FOCUS Online mit. „Es ist genau umgekehrt“, erwidert Simon-Boris Estermann, Solarinstallateur aus Köfering bei Regensburg. Seine Kunden bekämen die – höheren – Vergütungen vom Jahresanfang gutgeschrieben. Bei normalen Dachanlagen auf Einfamilienhäusern sind das 24,43 Cent je Kilowattstunde. Sie müssten aber damit rechnen, dass sie diese später zurückerstatten müssen, erklärt Estermann. „Vereinzelt werden bei Stadtwerken sogar beide Szenarien vollzogen, weil man sich selbst nicht auskennt. Das ist ein katastrophaler, unzumutbarer Zustand“, schimpft der Installateur.

Modulpreis unter einem Euro je Watt

Unterdessen sind die Preise für Solaranlagen weiter gefallen – und das macht ein Investment weiterhin interessant. Der Modulpreis für ein Watt Solarleistung liegt mittlerweile unter einem Euro, chinesische Anbieter aus der zweiten Reihe bieten zum Teil zu 70 Cent und darunter an. Inklusive der Kosten für Gestelle, Verkabelung und Installation kostet eine Fünf-Kilowatt-Anlage mittlerweile nur noch zwischen 7500 und 10000 Euro. Rechnet sich das?

FOCUS Online hat die Experten vom Europressedienst in Bonn nachrechnen lassen. Ergebnis: Wer gut verhandelt und noch zum alten Tarif abrechnen darf, kann mit einer Solaranlage für 7500 Euro stolze 8,8 Prozent Jahresrendite erwirtschaften – staatlich garantiert für 20 Jahre. Das ist ein Wert, der im aktuellen Zinsumfeld seinesgleichen sucht. Finanziert der Käufer die Hälfte des Anschaffungspreises über ein Darlehen, beispielsweise von der staatlichen KfW Bank, kann die Rendite auf das eingesetzte Eigenkapital sogar zweistellig ausfallen.
Auch die teurere Anlage für 10 000 Euro wirft über 20 Jahre gerechnet noch knapp fünf Prozent ab – und damit ebenfalls deutlich mehr als ein Festgeldkonto auf der Bank.

Musterrechnung 1: Einspeisesatz seit 1.1.2012
 
Leistung 5 Kilowatt (peak) Anlage 1 Anlage 2
Anschaffungswert ohne MwSt. 10 000 € 7 500 €
Nutzungsdauer in Jahren 20 20
anfänglicher jährl. Stromertrag in kWh 4750 4750
Degression Solarmodulleistung pro Jahr 0,4 % 0,4 %
Einspeisevergütung in Euro/kWh 0,2443 € 0,2443 €
Eigenkapital 10 000 € 7 500 €
Versicherung pro Jahr 100 € 100 €
Zählermiete pro Jahr 30 € 30 €
Rücklage für Instandhaltung/Wartung pro Jahr 60 € 60 €
Gewinn nach 20 Jahren 5788,73 € 8288,73 €
Amortisationszeit in Jahren 14,82 12,58
Verzinsung des Eigenkapitals 4,99 % 8,80%

Steigt der Strompreis, steigt auch die Rendite


Doch selbst unter den neuen, von der Bundesregierung geplanten Einspeisesätzen, würden Hausbesitzer im derzeitigen Preisumfeld mit ihren Solaranlagen Gewinne schreiben – wenn auch deutlich kleinere. Wie die zweite Musterrechnung zeigt, ergibt sich bei Netto-Anschaffungskosten von 7500 Euro und voller Eigenfinanzierung noch immer eine Rendite von 4,44 Prozent. Auch diese liegt klar über einem Festgeld-Investment – grünes Gewissen inklusive. Nur bei der 10 000 Euro-Anlage fällt die Rendite mit 1,22 Prozent äußerst mickrig aus. Um auf Nummer Sicher zu gehen, sollten Kaufinteressenten also jetzt schon so verhandeln, dass sie eher 1500 als 2000 Euro pro Kilowatt Spitzenleistung bezahlen müssen – samt Installations- und Anschlusskosten wohlgemerkt.

Musterrechnung 2: neuer Einspeisesatz ab 1.4.2012*
     
Leistung 5 Kilowatt (peak) Anlage 1 Anlage 2
Anschaffungswert ohne MwSt. 10 000 € 7 500 €
Nutzungsdauer in Jahren 20 20
anfänglicher jährl. Stromertrag in kWh 4750 4750
Degression Solarmodulleistung pro Jahr 0,4 % 0,4 %
Einspeisevergütng.in Euro/kWh 0,195 € 0,195 €
Eigenkapital 10 000 € 7 500 €
Versicherung pro Jahr (bei Bedarf ) 100 € 100 €
Zählermiete pro Jahr 30 € 30 €
Rücklage für Instandhaltung/Wartung pro Jahr 60 € 60 €
Gewinn nach 20 Jahren 1279 € 3779 €
Amortisationszeit in Jahren 18,6 15,8
Verzinsung des Eigenkapitals 1,22 % 4,44%
*) bei rückwirkender Kürzung    

Beide Rechnungen unterstellen der Einfachheit halber, dass der selbst produzierte Solarstrom komplett ins Netz eingespeist wird. Gelingt es dem Betreiber jedoch, 20 Prozent selbst zu verbrauchen, wächst sein Vorteil im zweiten Szenario an: Statt 19,5 Cent Vergütung pro Kilowattstunde zu kassieren, erspart er sich dann in entsprechender Höhe den Bezug vom Versorger. Da eine Kilowattstunde (kWh) Haushaltsstrom in Deutschland netto im Schnitt 21 Cent kostet, liegt der Vorteil beim Eigenverbrauch für den Betreiber der Solaranlage bei 1,5 pro kWh. Je mehr Solarstrom der Haushalt selbst nutzt, umso größer der Vorteil. Steigen die Strompreise im Zeitablauf weiter an, was zu befürchten ist, steigt auch die Betreiberrendite der Solaranlage.

Quelle: Focus Online
Link: http://www.focus.de/immobilien/energiesparen/solaranlage-als-kriseninvestment-fast-neun-prozent-rendite-mit-solarstrom_aid_763450.html
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