23.07.2011
Arnstadt wird das Zentrum der solaren Bosch-Welt
530 Millionen Euro hat die Bosch Solar Energy AG in Arnstadt in den Aufbau einer neuen Firmenzentrale samt Forschungs- und Ausbildungszentrum investiert. Gestern ging sie offiziell ans Netz.Arnstadt - Holger von Hebel blickt durch die Glasscheiben des schier endlosen Ganges, der die einzelnen Produktionshallen und Bürobereiche miteinander verbindet, hinaus auf die gigantischen grauen Fassaden. In knapp zwei Jahren sind diese am Erfurter Kreuz vor den Toren Arnstadts aus dem Boden gewachsen. "Die Dimensionen sind schon eine Herausforderung, doch es ist so geworden, wie wir es uns vorgestellt und geplant haben", sagt der Vorstandsvorsitzende der Bosch Solar Energy AG am Freitag kurz nach der offiziellen Eröffnung der neuen Firmenzentrale der jüngsten Tochter des Bosch-Konzerns.
Fast 400 000 Quadratmeter haben die Mitarbeiter in Produktion, Verwaltung und der Forschung Platz. Denn die gigantischen grauen Gebäude sind nicht einfach nur eine neue Produktionshalle. Sie sind die Firmenzentrale der Solar-Sparte des Bosch-Konzerns. Vor drei Jahren war der Automobilzulieferer bei dem Unternehmen eingestiegen, das damals noch Ersol hieß. Nun soll Arnstadt zum Leitwerk für die Solarsparte im Konzern werden. "Das Leitwerk ist die Treibfeder eines Bosch-Geschäftsfeldes. Hier werden neue Entwicklungen zur Serienreife gebracht und neue Fertigungsverfahren in die Praxis umgesetzt", sagt Franz Fehrenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, zur Eröffnung. Thüringen hat damit eine echte Firmenzentrale.
Der Anbau läuft schon
Mit einer Innovationssumme von 530 Millionen Euro ist der Standort Arnstadt die zweitgrößte Einzelinvestition in der 125-jährigen Bosch-Geschichte. Das verdeutlicht die Bedeutung, die Bosch der Solarsparte einräumt. In diesem Jahr soll der Umsatz der Solarsparte erstmals eine Milliarde Euro übersteigen. Die Mitarbeiterzahl soll bis 2012 weltweit über die Marke von 4000 klettern. Allein am Standort Arnstadt entstehen in dieser Zeit 1000 neue Jobs. Und für diese gilt seit April sogar ein mit der IG Metall geschlossener Tarifvertrag. Dieser beinhaltet zum Beispiel eine Übernahmegarantie für Auszubildende.
In Arnstadt erschließt sich Bosch die gesamte Wertschöpfungskette der Photovoltaik, betont Franz Fehrenbach. "Vom Ziehen der Siliziumkristalle über die Herstellung von Wafern und Solarzellen bis hin zu kompletten Modulen." Das Beispiel Arnstadt entkräfte auch die Kritik, dass Deutschland der Solar-Branche zwar die Subventionen zahle, die Arbeitsplätze aber im Ausland entstünden. Fehrenbach sagt aber auch, die Wachstumsmärkte lägen künftig in den sonnenverwöhnten Ländern rund um den Äquator. Bosch Solar baut derzeit für 520 Millionen Euro einen neuen Standort in Malaysia auf. Eine Fabrik nach dem Vorbild Arnstadts. Von hier aus soll der südostasiatische und amerikanische Markt versorgt werden. Gelenkt wird auch sie von Thüringen aus.
Der Automobilzulieferer Bosch will mit seinem Engagement in der Solartechnik ein zweites Standbein aufbauen. Noch macht dieses nur einen kleinen Teil des Gesamtumsatzes von 28 Milliarden Euro aus. Doch hinter der gigantischen Produktionshalle in Arnstadt wachsen schon die nächsten Betonpfeiler in den Himmel. "Wir bauen an", sagt Holger von Hebel. Die Eröffnung der neuen Leitfabrik soll längst kein Schlusspunkt sein für die Entwicklung von Bosch in Arnstadt.
Quelle: insuedthueringen.de
Link: http://www.insuedthueringen.de/regional/wirtschaft/th/wirtschaftfwstz/art83483,1703908