05.12.2011

Überdurchschnittlicher November

Solaranlagenbetreiber freuen sich über sonnigen Herbst!

Reiche Solarstrom-Ernte im Herbst


Berlin. Windräder stehen still, dafür brummen Solaranlagen. Der seltsame November wirbelt auch die Energiebranche durcheinander. Niedrige Pegel erschweren zudem die Versorgung von Kraftwerken mit Steinkohle, die per Schiff kommt. Kein Problem gibt es bei den Atommeilern. Von georg ismar

Selbst auf der Halbinsel Darß an der Ostsee drehen sich viele Windräder in diesen Tagen kaum noch. Für die Betreiber von Windmühlen ist es ein ganz neues Gefühl. Es gab schon Novembertage, wo sich viele der rund 22 000 Windräder in Deutschland so stark drehten, dass tausende Megawatt Strom fast verschenkt werden mussten. Oder es entstand das absurde Phänomen der negativen Strompreise: Stromkäufer erhielten sogar noch Geld, wenn sie den überschüssigen Strom abnahmen.

Das extreme Wetter im November 2011 hat nun zum Gegenteil geführt – es fehlt mitten in der eigentlichen Hochsaison an Wind. Dies zeigt, dass Klimaveränderungen auch starke Auswirkungen auf die Energiewende haben können. „Insgesamt liegt das Windjahr 2011 etwas unter dem Durchschnitt“, sagt der Präsident des Bundesverbands Windenergie, Hermann Albers. „Für den Herbst lässt sich festhalten, dass der Oktober durchschnittlich und der November sehr windschwach war.“

So wurden am 23. November um 11 Uhr nach Angaben der Strombörse EEX nur 377 Megawatt Windstrom in die Hauptnetze eingespeist. Das entspricht gerade mal gut einem Viertel der Leistung eines AKW. Die mögliche Maximalleistung aller Windräder liegt jedoch bei fast 28 000 Megawatt – was etwa 20 Atomkraftwerken entspricht.

Ein Versorgungsproblem entsteht dadurch noch nicht, gerade in den Morgenstunden ist Deutschland dank Atom- und Kohlestrom in der Summe oft Stromexporteur, erst in den Mittagsstunden im November überstieg die Einfuhr von Strom meist die Belieferung europäischer Nachbarn. Der Grund: Dann wird gekocht, der Strombedarf steigt stark an.

Des einen Leid ist des anderen Freud. Die wegen hoher Kosten geschmähte Solarenergie, deren Förderung Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) begrenzen will, konnte wegen vieler Sonnenstunden im November mehr Strom produzieren als vor einem Jahr. Die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes ermittelten im Durchschnitt 95 Stunden Sonnenschein, 75 Prozent mehr als die sonst üblichen 53 Stunden im November. Dadurch erzeugten die eine Million Solaranlagen im November 774 Millionen Kilowattstunden Strom – fast doppelt so viel wie im Vorjahres-November (als allerdings weniger Anlagen in Betrieb waren).

Damit könnten rund 200 000 Haushalte rund ein Jahr mit Strom versorgt werden. Im Oktober produzierte die Sonnenenergie den Jahresbedarf an Strom für rund 370 000 Haushalte.

Keine Probleme gibt es bei den Energieversorgern RWE und Eon mit Blick auf die Wasserversorgung ihrer Kernkraftwerke – so liegt etwa Brokdorf an der Elbe, die auch jetzt ausreichend Wasser hat. Und bei den RWE-Meilern Gundremmingen B und C befindet sich vor den Kraftwerken eine Staustufe. Das Wetter ist bei den AKW wenn überhaupt, dann nur im Sommer ein Problem.

Bahn mit Ökostrom

Die Deutsche Bahn könnte laut einer Studie des Hamburger Arrhenius-Instituts für Energie- und Klimapolitik ihren Strombedarf bis 2030 komplett durch erneuerbare Energien decken. Vor allem Investitionen in Windkraft würden den Wechsel zu einer umweltfreundlichen Stromversorgung vorantreiben, sagte ein Sprecher von Greenpeace. Das Institut hatte die Studie im Auftrag des Umweltverbandes durchgeführt. Bislang bezieht die Bahn nur 15 Prozent des Stroms aus Atomkraftwerken, weitere 49 Prozent liefern Braun- und Steinkohlekraftwerke.

Quelle: Zevener Zeitung
Link: http://www.zevener-zeitung.de/nachrichten/wirtschaft_artikel,-Reiche-Solarstrom-Ernte-im-Herbst-_arid,670903.html