31.08.2012

"Wir brauchen ein EEG mit Speicherbonus"

Im Stromspeicher liegt die Zukunft der Energiewende. Nur wenn es gelingt Strom zu speichern, können herkömmlichen Kraftwerke ersetzt werden.

Interview mit Ingolf Jakobi

"Wir brauchen ein EEG mit Speicherbonus"

Die Energiewende steht momentan im Zeichen der Kostendiskussion. Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands der E-Handwerke, Ingolf Jakobi, warnt vor übereilten Entscheidungen. Im DHZ-Interview spricht er über steigende Strompreise, mögliche Veränderungen beim EEG und die Chancen der Energiewende für die Branche. - Von Karin Birk

3desc/Fotolia

Im Stromspeicher liegt die Zukunft der Energiewende. Nur wenn es gelingt den grünen Strom langfrisitig auch zu speichern, können die herkömmlichen Kraftwerke wirklich ersetzt werden.

DHZ: Herr Jakobi, aus Furcht vor zu hohen Strompreisen will die Bundesregierung bald die Förderung erneuerbarer Energien überarbeiten und das Erneuerbare Energiengesetz ändern. Fürchten Sie um ihr Geschäftsmodell?

Ingolf Jakobi: Ich verstehe zwar, dass man auf die immer weiter steigenden Preise reagiert. Die Kurzfristigkeit, die jetzt an den Tag gelegt wird, kann ich aber nicht nachvollziehen. Meine Empfehlung wäre zunächst einmal abzuwarten, wie sich die jüngst beschlossenen Degressionsschritte auswirken. Derzeit spüren die Betriebe schon einen Auftragsrückgang.  Deshalb fürchten wir aber noch lange nicht um das Geschäftsmodell mit regenerativen Energien und dezentraler Energieerzeugung.

DHZ: Was heißt es dann für die Betriebe?

Jakobi: Einige wenige, die sich ausschließlich auf Photovoltaik konzentrieren, könnten Probleme bekommen. Die meisten E-Handwerksbetriebe sind aber so breit aufgestellt, dass sie es verkraften können.

DHZ: Kann der Solarstrom nicht auch ohne Subventionen erfolgreich sein?

Jakobi: Er wird es dauerhaft müssen. Über kurz oder lang werden alle regenerativen Energien nur zu marktfähigen Preisen angeboten werden können. Das gilt dann aber auch für Strom aus Wind, Biomasse oder der Kraft-Wärme-Koppelung.

DHZ: Wie müsste eine Novellierung des EEG Ihrer Ansicht nach aussehen?

Jakobi: Man sollte vor allem Eigenverbrauch und Speicherkapazitäten fördern. Viele Verbraucher wollen von den Energieunternehmen unabhängig werden. Das können sie, indem sie ihren Strom selbst produzieren. Nebenbei hätte dies auch den Vorteil, dass die Netze entlastet würden.  

DHZ: Was spricht für Speicher?

Jakobi: Speicher sind ein wichtiger Baustein für die Energiewende. Nur so kann die aus regenerativen Quellen erzeugte Energie dann genutzt werden, wenn sie tatsächlich benötigt wird. Ganz nebenbei würde das auch das Netz stabilisieren. Ob Wärmepumpe, Großbatterie oder die Batterie eines Elektroautos, Speicherkapazitäten sollten gefördert werden. Wir brauchen ein EEG mit Speicherbonus.

DHZ: Bei der Energiewende geht es auch um Effizienz. Welche Einsparpotenziale sehen Sie für private Haushalte und mittelständische Betriebe?

Jakobi: Das ist sehr schwer zu quantifizieren. Sicher ist nur, dass Energieeffizienz die einzige Konstante in der Energiewende ist. Was ich spare, muss ich nicht erzeugen und nicht transportieren. Bundesumweltminister Peter Altmaier spricht von Einsparmöglichkeiten von 30 Prozent in privaten Haushalten. Da sehe ich sogar noch größeres Potential. Denn es geht nicht nur um die Dämmung, sondern auch darum, mit intelligenter Gebäudetechnik die Energieeffizienz zu steigern. Wie das geht, versuchen wir mit dem E-Haus, das derzeit auf der IFA zu sehen ist, zu zeigen. Im gewerblichen Bereich ist das Einsparpotenzial noch schwerer zu beziffern. Es hängt sehr stark von den jeweiligen Branchen ab. Gewerke, die sehr energieintensiv sind, haben oft schon Effizienzmaßnahmen umgesetzt. Bei anderen gibt es noch einiges zu tun.

DHZ: Was heißt das für das E-Handwerk?

Jakobi: Wenn es etwa um die Energieberatung, Effizienzmaßnahmen oder Energiemanagement geht, vertrauen die Kunden in erster Linie ihrem Partner aus dem Handwerk. Das belegt auch eine Umfrage des Bundesverbands Energiewirtschaft BDEW. Allerdings haben auf die attraktiven Zukunftsmärkte, die die Energiewende mit sich bringt, auch andere marktmächtige Mitbewerber, wie etwa Energieversorger und Telekommunikationsanbieter und sogar Versicherungen, ein Auge geworfen. Die Politik muss allerdings begreifen, dass die Energiewende nicht nur ein Thema für Konzerne ist. Die Politik ist gefragt, durch gesetzliche Rahmenbedingungen faire Marktzugangschancen für alle Marktakteure zu schaffen.

Quelle: DeutscheHandwerksZeitung
Link: http://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/wir-brauchen-ein-eeg-mit-speicherbonus/150/3094/177584/

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